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Technik und Arbeit

„Arbeit ist das halbe Leben“ – und je nach Epoche und Weltgegend auch noch sehr viel mehr. (Erwerbs-)Arbeit ist seit dem 18. Jahrhundert in westlichen Gesellschaften zentraler Bestandteil menschlichen Selbstverständnisses und gesellschaftlicher Teilhabe. In globaler Perspektive lassen sich historisch betrachtet auch andere Bedeutungen und ein anderer Stellenwert von Arbeit beobachten. Gearbeitet wurde und wird jedoch immer mit Technik in irgendeiner Form, seien es Sicheln und Mistgabeln, Hämmer und Zangen, Kochlöffel und Waschtröge, Registrierkassen und Gabelstapler, Drehbänke und Leitwarten, Webstühle und Computer – um nur einige wenige der unzähligen Werkzeuge, Apparate, Maschinen und Automaten zu nennen, die dabei seit der Antike zum Einsatz kamen und kommen. Arbeitsverhältnisse haben technische Entwicklungen befördert oder behindert, und technische Innovationen haben Arbeitsverhältnisse auf unterschiedliche Weise geprägt. Neue Technik wurde von denen, die sie entwickelten, meist als Möglichkeit für ein besseres Leben propagiert, von denen, die damit arbeiten sollten, dagegen oftmals als Bedrohung von Qualifikationen und Arbeitsbedingungen gesehen. Doch die technology-in-use hat sich häufig als Mix von älteren und neueren Techniken erwiesen, und die realen Veränderungen wurden in den zeitgenössischen Debatten gelegentlich nur unzureichend reflektiert und historisiert.

In den letzten Jahrzehnten haben sowohl die Technikgeschichte als auch die Geschichte der Arbeit Anschluss an neuere Richtungen wie Körper- und Diskursgeschichte, Geschlechter-, Emotions-, Wissens- und Globalgeschichte gefunden. Außerdem ist das Thema Arbeit in mehreren Museen wieder in den Vordergrund gerückt, sei es, dass diese Museen die Geschichte der Arbeit als ihren eigentlichen Auftrag verfolgen, sei es, dass sie ihr als Technikmuseen wieder stärkere Aufmerksamkeit als zuvor widmen.

In der GTG ist 2011 ein Arbeitskreis Produktionstechnik entstanden, und die Jahrestagung 2014 widmete sich dem Thema Produzieren, Herstellen, Fabrizieren: Neue Perspektiven auf die Produktionstechnik. Dieser Fokus soll nun erweitert werden, indem die Geschichte der technisierten Arbeit in ihrer Vielfalt und Breite das Thema des Arbeitskreises ist. Der Arbeitskreis vernetzt daher fortan Forscher/innen, die sich mit Arbeit in Industrie, Landwirtschaft und Handwerk sowie im Bereich der Dienstleistungen, der Förderung von Rohstoffen, der Bankgeschäfte, des Transportwesens, des Tourismus, der Gesundheitspflege und in weiteren Tätigkeitsfeldern beschäftigen – nicht zu vergessen den lange Zeit unterbelichteten Bereich der Haushaltsarbeit. Wir möchten mit diesem Arbeitskreis ein Forum für den Austausch und die Vernetzung von Ideen und Projekten zu all diesen Themen anbieten.

 

Working group Technology and Work

Work is half of life – often even more, depending on what epochs or regions of the world are considered. In western societies, since the 18th century (gainful) work has been seen as a central element of human self-image and of social participation. In a global perspective, one can often observe other meanings and significations invested in work. But work has always been done with the help of some technology, be it sickles or dung forks, hammers or grippers, cooking spoons or washing troughs, cash registers or forklifts, lathes or control units, weaving looms or computers – to name just some of the countless tools, machines and technical or automatic devices which, since ancient times, have been and still are in use. Working conditions have fostered and hindered technical developments, and technical innovations have shaped working conditions in different ways. Whereas those who developed new technologies saw them normally as means for a better life, for those who had to work with them they appeared in many cases as a threat to their qualifications and working conditions. In fact, technology in use often turned out to be a mix of older and newer technologies, but in the contemporaneous debates the real changes have frequently not been considered and sufficiently historicized.  

In the last decades, the history of technology and the history of labour have intensified their connections with the history of discourse, the history of the body, gender, emotions and knowledge as well as with global history. Furthermore, the topic of work has moved again to the fore in several museums, whether this be their primary mandate or that, as museums of technology, they pay more attention to it than before.

In 2011, a working group Produktionstechnik (technology of production) came into being. In 2014, the annual conference of the GTG was dedicated to the topic Produzieren, Herstellen, Fabrizieren: Neue Perspektiven auf die Produktionstechnik (Manufacturing, producing, fabricating – new perspectives on the technology of production). We now aim to broaden that focus. The working group will build networks for researchers who are interested in the history of work in industry, agriculture and handicraft, as well as in the service sector, the extraction of raw materials, banking services, transportation, tourism, health services and several other fields of work – not to mention the long neglected field of domestic work. We hope that the new working group Technology and Work will quicken the exchange of ideas and projects around all of these issues.

 

Kontakt/Contact:

 
Prof. Dr. Dorothea Schmidt
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Badensche Str. 50-51
10825 Berlin