Das Bauunternehmen Dyckerhoff & Widmann – Zu den Anfängen des Betonbaus in Deutschland 1865–1918
Wenige Materialien haben das Bauen im 20. Jahrhundert so geprägt wie der »Jahrhundertbaustoff« Beton. Seine Etablierung gilt in der Bau- und Bautechnikgeschichte häufig als Werk der Architekten und Ingenieure der klassischen Moderne. Dabei legten bereits seit den 1860er Jahren Firmen wie Dyckerhoff & Widmann (Dywidag) die entscheidenden Grundlagen für die Einführung und Durchsetzung des neuen Baustoffs.
Die Arbeit untersucht am Beispiel des Karlsruher Betonbauunternehmens Dyckerhoff & Widmann erstmals systematisch die Rolle der Firmen und ihrer Protagonisten bei der Etablierung der Betonbauweisen. Im Zentrum steht einmal die Frage nach der Wissensbildung im Bereich der Betontechnologien und Betonkonstruktionen. Konkret wird untersucht, wie und wo das neue Wissen entstand. Wer waren die Erfinder und was befähigte sie zu den Neuerungen, die die Grundlage für den Siegeszug des Betons im Bauwesen bildeten? Außerdem stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen den Erfindern aus der Praxis und den Forschern an den Hochschulen. Ein zweites Hauptaugenmerk der Arbeit liegt auf den Mechanismen der Diffusion. Gab es einen Markt für den neuen Baustoff und die neuen Bauweisen oder mit welchen Mitteln schufen sich die Betonbaufirmen einen Markt? Insbesondere prüft die Studie, inwieweit die Firmen hierbei auf bereits etablierte industrielle Vermarktungsstrategien zurückgriffen. Einen weiteren Schwerpunkt der Analyse bilden die Auswirkungen der neuen Technologie auf die Entwicklung der Architektur und des Ingenieurbaus. Die Arbeit untersucht, in welchen Schritten sich der Beton vom unbedeutenden Ersatzmaterial zum Motor für die Weiterentwicklung von Konstruktionen und Formen wandelte.
Ein Katalog mit mehreren hundert Projekten gibt erstmals einen Gesamtüberblick über die frühe Entwicklung der Betontechnologie und zeigt, wie der Baustoff im Untersuchungszeitraum von der Betonfertigteilproduktion über den Ingenieurbau in den Bereich der repräsentativen Architektur vordrang.
Gefördert durch ein Graduiertenstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung 2007–2009 und ausgezeichnet mit dem Preis für Unternehmensgeschichte 2011.
Das Projekt wurde mit einer Publikation abgeschlossen: Knut Stegmann: Das Bauunternehmen Dyckerhoff & Widmann. Zu den Anfängen des Betonbaus in Deutschland 1865-1918. Tübingen/Berlin: Wasmuth 2014.
Dr. sc. ETH Knut Stegmann
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Projektseite mit weiteren Informationen:
http://architexts.net/stegmann/dyckerhoff-und-widmann-dywidag