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Die vorindustrielle Turbinenmühle: Eine angepaßte und ressourcenschonende Technik

Ralf Kreiner

Die Technik der Turbinen-, Horizontal- oder Stockmühle läßt sich wahrscheinlich bis auf die Antike zurückführen. U.u. bezieht sich schon das Epigramm Antipaters von Thessaloniki (1. Jh. v. Chr.) auf diesen Mühlentypus.

Vor allem Antriebsmechanismus und Kraftübertragung der alten Turbinenmühle fällt gegenüber der uns geläufigen Winkelgetriebemühle mit Vertikalrad sehr klein und einfach aus.

Noch immer steht die vorindustrielle Turbinenmühle unter dem Verdikt des französischen Sozialhistorikers Marc Bloch, daß es sich um eine regressive Technologie handelt, d.h. ein Rückschritt gegenüber der vitruvschen Wassermühle mit vertikalem Wasserrad und Winkelgetriebe.

Diese "primitive" Technik wurde in vielen Ländern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts flächendeckend eingesetzt. An wenigen Stellen (z.B. auf Kreta) leistet sie noch heute ihre Arbeit.

Die Turbinenmühle ist ein Paradebeispiel für eine ANGEPASSTE und RESSOURCENSCHONENDE TECHNIK. Sie funktioniert noch bei geringster Wasserzufuhr und ist daher die geeignete Technik für die semiariden Mittelmeerländer. Keine andere Mühlenart kann das Gefälle im gebirgigen Relief so gut ausnutzen. Das Rad ist vergleichsweise sehr klein, ein Getriebe fehlt völlig: in den seit der Antike sehr holzarmen Gebieten des Mittelmeerraums kommt dieser Mühlentyp mit einem Mindestmaß an Holz (aber auch an Metall) aus. Die Mühle ist bei entsprechender Unterhaltung zudem extrem widerstandsfähig. Sie kann in den Wildwasserflüssen Frankreichs und Spaniens enormen Hochwasserwellen widerstehen.

Schon in der Antike finden wir verschiedene Radformen in Gebrauch, welche Freistrahlturbine und Überdruckturbine vorwegnehmen. In Portugal und Galizien wurde mittels der Horizontalräder sogar das Energiepotential der Gezeiten genutzt.