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Constantin Canavas

Die Faszination der Kontrolle. Wechselwirkungen zwischen politischen Theorien, Technik und Biologie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis heute

Die Steuerung und Selbstregulation biologischer Prozesse steht spätestens seit den zellulären Organisationsmodellen von Wilhelm Virchow und der Entwicklungsmechanik von Wilhelm Roux in einer ständigen Wechselbeziehung zu der Entwicklung politischer Theorien und dem Entwurf bzw. der Realisierung technischer Kontrollverfahren. Waren zunächst politische Modelle eine implizite Quelle für Organisationsentwürfe in der Biologie, so wurden im 20. Jahrhundert kybernetisch-mathematische und zunehmend technische Leitkonzepte zum Vorbild. Dabei werden die biologischen Systeme häufig als Inspirationsquelle für die Kontrollmetaphern ausgegeben. Es kann gezeigt werden, daß diese Praxis einerseits die Glaubwürdigkeit und die Mächtigkeit des politischen oder technischen Kontrollmodelle erhöht. Andererseits jedoch entsteht durch die Opportunität bzw. Popularität politischer oder technologischer Erfolge ein Druck zur Übernahme der dort angewandten Führungs- und Regulierungskonzepte auch auf dem Gebiet der Biologie und der Medizin.