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Winfried Pauleit

Wissensvermittlung mit Hilfe von Projektionsapparaten. Vom Kinematographen zur Powerpoint-Präsentation

Der Kinematograph geht auf die Gebrüder Lumière zurück, die sich im Jahr 1895 einen Apparat patentieren ließen, den "Cinematographe Lumière". Dieser Apparat enthielt im Grunde die ganze Filmtechnik, wie sie bis in die Gegenwart in der Filmproduktion, aber auch in den Kinosälen noch Verwendung findet. Er wurde schließlich zum Synonym für die Apparaturen von Film und Kino insgesamt. Von Beginn an gab es Versuche, den Kinematographen zur visuellen und später zur audio-visuellen Wissensvermittlung einzusetzen.

Die neue mediale Präsentationsform, die den Kinematographen im Hinblick auf die Wissensvermittlung beerbt, ist die Powerpoint-Präsentation. Die mediale und technische Entwicklung dieser audio-visuellen "Vortragstechnik" speist sich neben dem Kinematographen auch aus dem klassischen Overheadprojektor mit seinen wechselnden Folien und aus der Diaprojektion, insbesondere aus der kunsthistorischen Praxis mit ihrer Doppelprojektion.

In meiner Untersuchung des Kinematographen und eines seiner spezifischen medialen Nachfolger, der Powerpoint-Präsentation, soll es um eine Erweiterung ihrer jeweiligen Technikgeschichten gehen. Die Wissensvermittlung mit den Projektionsapparaten erfolgt über die technische Apparatur hinaus immer in bestimmten Anordnungen. Diese spezifischen Anordnungen (Dispositive) gilt es zu untersuchen im Hinblick auf ihre Dimensionen der Bildgebung, der Demonstration, des Zeigens, der Vermittlung und des Ins-Bild-Geratens.

Der Rückblick auf den Kinematographen und seine Anordnungen fungiert hier insbesondere, um die gegenwärtige Praxis des inflationären Gebrauchs der Powerpointpräsentation als technisches, apparatisches und anordnendes Verfahren in den Blick zu nehmen.