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Riesenschweine und Retorten: Bilder der Biotechnologie in deutschen Zeitschriften 1980-2000

Manuel Schramm

Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, wie mit Hilfe bestimmter Bilder versucht wird, Biotechnologie zu popularisieren und ihr gesellschaftliche Akzeptanz zu verschaffen oder zu verweigern. Dazu werden Bilder analysiert, die zwischen 1980 und 2000 in bundesdeutschen Zeitschriften im Kontext von Artikeln über Biotechnologie erschienen sind. Die Untersuchung umfasst sowohl populärwissenschaftliche Zeitschriften wie Spektrum der Wissenschaft oder Bild der Wissenschaft als auch Publikumszeitschriften wie Spiegel und Stern und als Stimme der Kritiker das Greenpeace-Magazin.

Die Bilder (überwiegend Fotos, zum Teil auch Zeichnungen) sollen im ersten Schritt quantitativ ausgewertet werden, im zweiten Schritt ist vorgesehen, einzelne typische Vertreter qualitativ zu analysieren. Die quantitative Auswertung richtet sich zunächst auf die zeitlichen Konjunkturen der Thematisierung der Biotechnologie und auf deren unterschiedliche Teilbereiche (z. B. "rote", "grüne" und "graue" Biotechnologie; Gentechnik und klassische Biotechnologie). Außerdem soll die quantitative Auswertung Aufschluss geben über besonders häufig verwendete Bildelemente und Motive, die tendenziell Zeichencharakter annehmen und somit zur Prägnanzbildung beitragen (z. B. Chromosomen, Doppelhelix, Riesenschweine, Retorten).

Die qualitative Analyse beschäftigt sich mit Fragen der Visualisierung und Ästhetisierung. Die Visualisierung bereitet gerade im Bereich der Gentechnik Probleme, da genetisch veränderte Organismen (z. B. schädlingsresistentes Getreide oder Krebsmäuse) häufig auf den ersten Blick von natürlichen Artgenossen nicht zu unterscheiden sind. Die Analyse der Ästhetisierungen versucht, die ästhetischen Strategien von Befürwortern und Gegnern der Biotechnologie anhand häufig vorkommender Beispiele zu demonstrieren, z. B. die Gegenüberstellung von Pflanzen mit Schädlingsbefall und genetisch veränderten schädlingsresistenten Pflanzen, oder Zeichnungen von beängstigenden Monstern als Ergebnisse der Gentechnik. Auch die scheinbar neutralen Darstellungen, z.B. von Biowissenschaftlern in ihren Labors, folgen einer bestimmten ästhetischen Logik, die es zu explizieren gilt.