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Helmut Maier

„Normalwissenschaft“, Innovationssystem und Verantwortungsdiskurs


„Normalwissenschaft“, Innovationssystem und Verantwortungsdiskurs. Ergebnisse des Forschungsprogramms „Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“ aus technikhistorischer Perspektive

Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) wurde 1911 gegründet und widmete sich in ihren Instituten vornehmlich interdisziplinären Forschungsfeldern. Während des „Dritten Reiches“ avancierten die Institute ihrer physikalisch-chemisch-technischen Sektion zu Zentren der Autarkie- und Rüstungsforschung. Die KWG wurde 1948 von den Alliierten aufgelöst und ihre Institute in die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) überführt. Von 1999 bis 2004 unterhielt die MPG ein Forschungsprogramm zur Geschichte der KWG im Nationalsozialismus. Beteiligt waren Neuzeithistoriker, Politikwissenschaftler, Wirtschafts-, Medizin-, Wissenschafts- und Technikhistoriker. Innerhalb des Forschungsprogramms entfaltete sich ein interdisziplinärer Diskurs über die erkenntnisleitenden Fragestellungen, vor allem jedoch über die geeigneten analytischen Zugänge.

Der Vortrag macht sich zur Aufgabe, einige zentrale Ergebnisse des Forschungsprogramms aus technikhistorischer Sicht zu skizzieren. Auf welchen Feldern gelang es, die unterschiedlichen Zugänge der beteiligten Disziplinen fruchtbar zu machen? Wo liegt der konkrete Beitrag der Technikgeschichte für das Verständnis der Geschichte einer außeruniversitären Forschungsinstitution im „Dritten Reich“? Wie lassen sich disziplinär, systemisch und ethisch begründete Zugänge aufeinander abbilden und die Rolle der Experten für die Effektivität des Innovationssystems und ihre Vernichtungsdynamik bis 1945 neu bewerten? Schließlich: Inwieweit vermag die Technikgeschichte von interdisziplinären Zugängen zu profitieren? Kann sie umgekehrt zur konzeptionellen Weiterentwicklung ihrer Schwesterdisziplinen beitragen?