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Angela Oster

Technikgeschichte und Literaturwissenschaft im 21. Jahrhundert – Umbrüche, Veränderungen, Neuperspektivierungen

Der Beitrag versucht auszuloten, welchen Stellenwert Technikdiskurse in der aktuellen Literaturdiskussion einnehmen. Während noch die so genannte ‚moderne’ Literatur des 20. Jahrhunderts der zunehmenden Relevanz von Technik grundlegend skeptisch gegenüberstand, akzeptiert die Kunstwelt des 21. Jahrhunderts Technikdiskurse nahezu unhinterfragt als Bestandteile ihrer Produktion. Dabei nimmt die Literatur insofern eine exponierte Stellung ein, als ihr unter den Künsten weiterhin die Rolle eines allererst kritisch-reflektierenden Mediums zugewiesen wird.

In der Entfaltung dieses Reflexionspotentials ist die Literatur(wissenschaft) auf interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Technikgeschichte angewiesen, denn nur in diesem Dialog bleibt die notwendige historische Kontextualisierung der technik-integrierenden literarischen Texte gewährleistet. Das soll nicht heißen, dass die Literaturwissenschaft Legitimierungen ihres spezifischen Kompetenzfeldes benötigt. Vielmehr verhält es sich so, dass auch die Philologien zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf der Suche nach neuen Justierungen ihrer methodischen und inhaltlichen Fundamente sind. Im zunehmend relevanter werdenden Forschungsbereich der Interferenzen von Literatur und Technik ist das technikhistorische Orientierungswissen dabei unabdingbar. Und umgekehrt: Nicht zuletzt in der transnationalen Perspektive dürften wiederum literarische Texte für die Technikgeschichte wertvolle Quellen darstellen, die sie gerade auch in kontroversen Diskussionen mit kooperierenden Philologien für eigene Fachinteressen (weiterhin?) fruchtbar machen könnten.

Die hier prospektierten methodischen Schnittstellen sollen im Vortrag in ihren markanten Umbrüchen, Veränderungen und Neuperspektivierungen skizziert werden. Exemplarisch werden dabei die Sedimentierungen des Technischen in der zeitgenössischen Literatur beleuchtet.