Gerhard A. Stadler
Industriedenkmalpflege in Österreich
Mit der Verabschiedung des Bundesgesetzes für Denkmalschutz im Jahr 1923 und der Einrichtung eines Referates für wirtschaftsgeschichtliche Denkmale zwei Jahre später setzten in Österreich weitreichende Maßnahmen zum Schutz von technischen und Industriedenkmalen ein. Der mit der Leitung des Referates betraute August Loehr setzte dabei vor allem auf eine Zusammenarbeit mit dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung an der Universität Wien sowie mit den Wiener Zentralmuseen und den Heimatmuseen im gesamten Bundesgebiet. Diese sollten sich verstärkt der Erforschung und Pflege der Denkmale von Industrie und Gewerbe wie auch des Bergbaus annehmen. Die Donauschifffahrt, die Vorarlberger Spinnereiindustrie, der Steirische Erzberg, die Salzbergwerke des Salzkammergutes sowie der niederösterreichische Weinbau sollten dabei als regionale Charakteristika der Heimat besondere Berücksichtigung finden. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 und während des Zweiten Weltkriegs wurden allerdings zwanzig Jahre Planung und Aufbau der Industriedenkmalpflege großteils zerschlagen beziehungsweise zerstört. Dem Kriegsende folgte eine lange Periode des Wiederaufbaus, in der sich die Denkmalpflege auf ihre klassischen Bereiche konzentrierte, die Denkmale der Technik und Industrie jedoch weitgehend unbeachtet ließ. Erst in den Sechzigerjahren kam wieder Bewegung in die Industriedenkmalpflege, als 1969 die Rettung des Radwerks X in Vordernberg gelang, während mit der Sprengung der Wollzeugfabrik in Linz im selben Jahr eines der bedeutendsten Denkmale des Manufakturzeitalters in Europa zerstört wurde. Die infolge der Zerstörung der Wollzeugfabrik ausgelösten heftigen Auseinandersetzungen einerseits und die Etablierung der Industriearchäologie, die sich der Erforschung der gegenständlichen Zeugen der industriellen Vergangenheit verschrieben hat, bescherten der Industriedenkmalpflege in Österreich zu Beginn der Siebzigerjahre neuen Schwung.