Friedrich Steinle
Experimentieren in Wissenschaft und Technik: Zur Dynamik technischen Wissens
Beim Blick auf das Verhältnis zwischen Wissenschaft- und Technikgeschichte ergeben sich je nach Perspektive deutliche Grenzziehungen oder starke Ähnlichkeiten. Im Vortrag geht es mir um einen Bereich, der in den letzten Jahren in Wissenschafts- und Technikgeschichte gleichermaßen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, neue Impulse erfährt: um das Wissen der Technik und Wissenschaft. Dabei soll es nicht um die (in der Philosophie diskutierte) Frage gehen, ob Wissen in der Technik von grundsätzlich anderer Natur sei als in der Wissenschaft, sondern vornehmlich um die Praktiken des Wissens und der Wissensgenerierung. Durch die in der Wissenschaftsgeschichte stattfindende Hinwendung zur Praxis, auch in Bezug auf das jeweils verhandelte Wissen, tun sich hier neue Perspektiven auf, Untersuchungen solcher Praktiken in der technischen Forschung dagegen stehen erst am Anfang. Schon jetzt aber zeichnet sich ab, dass dabei die Unterschiede zwischen Wissenschaft und Technik bisweilen zu verschwinden scheinen. Beispielsweise arbeiten Wissenschaft und Technik gleichermaßen mit Experimenten. Die Frage, ob die Verfahren und Erkenntnisziele hier und da völlig anders aussehen, nimmt sich vor dem Hintergrund der neueren Experimentaldiskussion deutlich anders aus als noch vor 30 Jahren. Ähnliches gilt für die erst allmählich ins Blickfeld geratenden Prozesse der Mathematisierung und für Praktiken der Begriffsbildung. Im Vortrag soll es vor allem um den Fall des Experimentierens gehen, aber auch allgemeiner um die Frage, wie sich eine Wissensgeschichte der Technik zwischen oder neben Wissenschafts- und Technikgeschichte einordnet.