Hans-Joachim Braun
Roboterfußball: Spielwiese wofür?
"Vom 26.6.09 bis 4.7.09 findet in Graz, Österreich, die Nano-Fußballweltmeisterschaft statt, als Teil des ,,RoboCup 2009". Nano-Fußball wird auf einem Chip mit 16 kleinen Fußballfeldern gespielt, die jeweils nur so groß wie ein Reiskorn sind. Die Spieler werden unter dem Mikroskop entweder durch externe magnetische Felder gesteuert oder direkt durch elektrische Signale. Sie sind je nach Typ zwischen 10 µm und 100 µm groß, aus Metall oder Silizium und wiegen circa 100 ng."
Diese Notiz in den ,,VDI Nachrichten" vom 12. November 2008 macht deutlich, dass der seit 1997 alljährlich stattfindende RoboCup sich wieder ein neues Aktionsfeld erschlossen hat. Bereits 1996 war in Seoul, Südkorea, eine Weltmeisterschaft im Roboterfußball ausgetragen worden. Bekannter ist vor allem der RoboCup geworden, der 1997 in Nagoya, Japan, zum ersten Mal ausgespielt wurde. Er wurde zunächst in fünf Ligen eingeteilt, die von der ,,Simulated League", bei der computersimulierte Spieler auf einem virtuellen Spielfeld agieren, über die Small, Middle Sized und Four Legged League zur Humanoid League reichten. In letzterer sind die Anforderungen an die Akteure besonders hoch, allein der Rechneraufwand, um die Akteure ,,auf den Beinen zu halten" ist gewaltig. Berücksichtigt man, dass dies ja nicht alles ist, was im Fußball gefordert wird (obwohl manches einfallslose Bundesligaspiel unserer Tage das Gegenteil zu belegen scheint), so wird rasch deutlich, dass es sich beim Roboterfußball um Hightech par excellence handelt. Immerhin haben ja seine Ahnherren in den frühen 1990er Jahren gerade den Fußball als Mannschaftsspiel für Roboter ausgewählt, weil hier die technischen und taktischen Koordinationsanforderungen besonders hoch sind. Heute kommen bei den RoboCup-Veranstaltungen noch weitere Ligen wie die ,,Rescue League" für Rettungsroboter und Katastrophensimulationen und der ,,RoboCup@home"; (Serviceroboter) hinzu. Dies weist darauf hin, dass über den spielerischen Aspekt hinaus die praktische Anwendung für verschiedenste Zwecke gesucht wird.
In dem Vortrag soll es darum gehen, die Motive für die Entstehung des Roboterfußballs darzulegen, seine bisherige Entwicklung zu skizzieren und über zukünftige Möglichkeiten zu spekulieren. Es soll danach gefragt werden, ob verschiedene nationale Stile in der Entwicklung des Roboterfußballs auszumachen sind und wie in diesem Zusammenhang das Mensch-Maschine-Verhältnisse zu interpretieren ist. Ist nach wie vor der Mensch das Maß aller Dinge oder eröffnet der Fußballroboter Möglichkeiten, die jene des Menschen übersteigen? Vor allem aber: Welche Interessen stehen hinter dem organisierten Roboterfußball und wie gestaltete sich das Verhältnis von Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Sport?