Frank Dittmann
Service-Roboter – Die Heinzelmännchen des 21. Jahrhunderts?
Künstliche Wesen haben die Phantasie der Menschen seit alters her beflügelt. In den 1960er Jahren wurden diese Vorstellungen in Form des Industrieroboters erstmals realisiert. Mittlerweile haben die Robotik-Entwickler aber auch nichtindustrielle Bereiche als erfolgsversprechenden Markt in den Blick genommen, wie das Reinigungsgewerbe, die Medizin- und Sicherheitstechnik, die Kranken- und Altenpflege, die Haushaltwirtschaft u. a.
Auch wenn manche Robotik-Spezialisten in ihren historischen Rückblicken bis in die Antike zurück greifen, war sicherlich erst Shaky einer der ersten modernen Service-Roboter. Dieses einflussreiche Forschungsprojekt lief zwischen 1968 und 1972 am Stanford Research Institute in Menlo Park, Kalifornien. Es zielte nicht primär auf einen Service-Roboter im heutigen Sinne, sondern versuchte, mögliche Synergieeffekte zwischen den verschiedenen Bereichen der Künstlichen-Intelligenz-Forschung (KI) auszuloten. Die Idee war, die in verschiedenen Forschungsgruppen unabhängig von einander erarbeiteten Ansätze zur Muster- und Bilderkennung, maschinellen Problemlösung, Text- und Spracherkennung sowie der mechanische Steuerung z. B. von Greifarmen in einer Maschine zu kombinieren.
Seit den 1970er Jahren wurde die Entwicklung von Service-Robotern auch durch konkrete praktische Probleme befördert. Dabei ging es um die Konstruktion von handähnlichen Greifern, die Entwicklung von Telemanipulatoren für die Kerntechnik bzw. Weltraumforschung oder den Bau von Laufmaschinen für Transportaufgaben im unwegsamen Gelände. Die Projekte erwiesen sich meist als wesentlich komplizierter als zunächst gedacht und initiierten somit eine zum Teil umfangreiche Grundlagenforschung.
Bis in die Gegenwart ist der Bereich der Service-Robotik geprägt von der Verschränkung von konkreten technischen Zielstellungen (z. B. dem Bau eines "Marsroboters"), der Suche nach einer kostengünstigen Realisierung sowie einer weit reichenden Grundlagenforschung. Ergebnisse sind dabei so spektakuläre Lauf-Roboter wie Asimo von Honda oder der "Roboter-Hund" Aibo von Sony. Daneben sind derzeit auch schon konkrete Produkte erhältlich, wie mobile Roboter, die die Boden- oder Teppichreinigung, das Rasenmähen oder die nächtliche Inspektion von zu schützenden Bereichen übernehmen können. Da deren "Intelligenz" sehr beschränkt ist, dürfte sich hier das Dilemma der KI-Forschung wiederholen: Der Verkündung hochgesteckter Ziele folgt das Eingeständnis, dass die Probleme völlig unterschätzt wurden.
Der Beitrag geht auf die Geschichte der Service-Robotik ein und versucht einen Überblick gegenwärtige Produkte. Dabei geht es um die Übernahme von Überwachungs-, Schutz- und Inspektionsaufgaben durch mobile Roboter genauso wie um die Neuentwicklungen für Massenmärkte wie Staubsauger, Rasenmäher oder Spielzeuge. Nicht zuletzt wird intensive an der Modifikation klassischer Industrierobotertechnik für Anwendungen außerhalb der Produktion gearbeitet, z. B. Operations-Roboter. Mit dem letzten Anwendungsbereich schließt sich der Kreis zur klassischen Robotertechnik und wirkt auf diese zurück.