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Schaper-Rinkel, Petra

Nano-Science-Fiction: Zum ambivalenten Verhältnis von Technologiepolitik und Science Fiction

Nanotechnologie wird seit den 80er Jahren popularisiert und findet eine zunehmende Reflexion in der Populärkultur. Nano-Forscher stellen die Möglichkeiten der Technologie in Form von
Science-Fiction-Szenarien vor (z.B. Eric Drexler), Science-Fiction-Autoren entwerfen fiktionale
Nanowelten der Zukunft (z.B Neal Stephenson) oder aber Horrorszenarien einer umfassenden
Bedrohung der Welt durch selbstreplizierende Nanoroboter (Michael Crichton). Politische
Akteure (z.B. Forschungsministerien) nutzen ebenfalls Zukunftsszenarien und populäre
Darstellungen, um die Innovationspotentiale der Nanotechnologie einer breiten Öffentlichkeit zu
vorzustellen.

Science Fiction, populärwissenschaftliche Darstellungen von zukünftigen Nanotechnologien,
Informationsmaterialien von Ministerien und Zukunftsszenarien von Unternehmen überschneiden
sich teilweise bei der Darstellung möglicher industrieller und technischer Veränderungen,
unterscheiden sich aber auch deutlich im Hinblick auf die antizipierte Form und Reichweite
zukünftiger gesellschaftlicher Veränderungen. Zugleich reflektieren sich populäre Darstellungen
wechselseitig: Nano-Science-Fiction reflektiert die avanciertesten Szenarien von Nano-
Wissenschaftlern (insbesondere die umstrittenen Vorstellungen von selbstreplizierenden
Nanobots, wie sie Drexler entwirft), wobei die gesellschaftlichen Veränderungen im Kontext der
Technologieentwicklung dramatisiert werden. Im Kontext der öffentlich geförderten Nano-
Ausstellungen und populärwissenschaftlichen Informationsmaterialien werden Science-Fiction-
Szenarien aufgegriffen, um Grenzziehungen zwischen ‚Science’ und ‚Fiction’ zu etablieren. Im
Kontext von Technikfolgenabschätzung werden Science-Fiction-Szenarien analysiert und auf ihrestrategischen Implikationen hin untersucht.

Dabei zeigt sich ein höchst ambivalentes Verhältnis von Technologiepolitik und Science Fiction.
Nano-Fiktionen einer neuen industriellen Revolution, in der universelle Nanoroboter vom T-Shirt
bis zum Handy alles Gewünschte im Nu entstehen lassen, werden im Kontext einer auf
ökonomische und technologische Beschleunigung setzenden Technologiepolitik sowohl positiv
als innovationsförderlich gesehen (erhöhen und verbreitern das Interesse an Nanotechnologie),
aber auch mit Skepsis betrachtet (falls Horrorszenarien die Oberhand gewinnen und
Nanotechnologie zu einer umstrittenen Technologie werden könnte). In dem Beitrag wird
gezeigt, welche unterschiedlichen technologiepolitischen Strategien sich zum Umgang mit
NanoScienceFiction im internationalen Kontext zurzeit herauskristallisieren.