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Sciencefiction als diskursive Arena für »Boundary Work«

Petra Lucht

Seit einiger Zeit ist das Sciencefiction-Genre verstärkt als möglicher Forschungsgegenstand in
das Blickfeld der Wissenschafts- und Technikforschung gerückt. Die vielfältigen
Grenzziehungen, -überschreitungen und -verwischungen zwischen naturwissenschaftlichtechnischen Fakten und medialen Fiktionen, die für dieses Genre kennzeichnend sind, werden hier in sehr unterschiedlicher Weise thematisiert, eingeordnet und bewertet. Die Wissenschafts- und Technikforschung entdeckt das Sciencefiction-Genre als möglichen Gegenstandsbereich ihrer Forschung jedoch relativ spät.

Erzählelemente und -strategien, die dem Sciencefiction-Genre entliehen sind, sind nicht erst in
jüngster Zeit in verschiedenen Diskursen über Naturwissenschaft und Technik in Wissenschaft
und Öffentlichkeit aufzufinden. Insbesondere seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden jeweils
aktuelle naturwissenschaftlich-technische Entwicklungen etwa zeitgleich auch verstärkt in Form
von Sciencefiction-Literatur und -Filmen verarbeitet, die ihrerseits wiederum in
wissenschaftlichen, technischen und öffentlichen Diskursen aufgegriffen werden.
Verhandlungsgegenstand der unterschiedlichen Auseinandersetzungen mit Sciencefiction in
Wissenschaft und Öffentlichkeit ist unter anderem, wie und wo die Grenzen zwischen
Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft bzw. zwischen realisierbaren und nicht realisierbaren
Technologien in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gezogen werden können. Vor
diesem Hintergrund argumentiere ich, Sciencefiction in der Wissenschafts- und
Technikforschung als diskursive Arena für »Boundary Work« (Gieryn 1999) aufzufassen. Die
angeführten Fallbeispiele werden sich u.a. auf historische und aktuelle Visionen von
Zeitmaschinen, Cyborgs und der Nanotechnologie beziehen.