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Arlena Jung

Die massenmediale Konstruktion von Wissenschaft und Wissenschaftspolitik
am Beispiel der Berichterstattung über Stammzellenforschung

Ausgehend von der Annahme, dass in modernen Gesellschaften die Wahrnehmung der
gesellschaftlichen Wirklichkeit maßgeblich durch die massenmediale Konstruktion dieser
Wirklichkeit geprägt wird, stellt dieser Beitrag die Frage, wie Wissenschaft und
Wissenschaftspolitik in den Medien dargestellt werden. Erste Ergebnisse der Teilstudie zur
wissenschaftlichen Berichterstattung über Stammzellforschung des Projekts „Integration
wissenschaftlicher Expertise in medienvermittelte öffentliche Diskurse“ sollen präsentiert
werden. Während „Neuheit“ und „Kontroversität“ bekanntermaßen als Nachrichtenwerte
fungieren, ist davon auszugehen, dass die jeweiligen „Ereignisse“ nur als neu oder kontrovers vor
dem Hintergrund einer als bekannt und selbstverständlich konstruierten Realität fungieren
können. Ziel der Studie ist dementsprechend nicht eine Inhaltsanalyse der Inhalte und
Argumentationszusammenhänge in Bezug auf die Stammzellforschung, sondern eine Analyse der
impliziten Bilder von Wissenschaft und Wissenschaftspolitik, die in der Berichterstattung über
Stammzellforschung produziert und reproduziert werden.

Anzunehmen ist, dass die Massenmedien – auf Resonanz bei einer breiten Öffentlichkeit
angewiesen – bereits bestehende Semantiken und Deutungsmuster reproduzieren. Zugleich ist
zum einen davon auszugehen, dass die für Massenmedien spezifischen Relevanzstrukturen dafür
bestimmend sind, welche gesellschaftlich etablierten Konstruktionen im massenmedialen Bereich
Anschluss finden. Zum anderen ist davon auszugehen, dass diese nicht lediglich durch die
Massenmedien reproduziert, sondern zugleich transformiert werden und auch dies in einer Weise,
die durch die für Massenmedien spezifischen Relevanz- und Gültigkeitskriterien strukturiert sind.
So stellt sich im Anschluss an die Frage, wie Wissenschaft in den Medien konstruiert wird, die
Frage nach dem warum. Welche mediale Funktion erfüllen die jeweiligen Formen der
Konstruktion von Wissenschaft und Wissenschaftspolitik?

Anhand einiger Ergebnisse sollen folgende zwei Thesen zur Diskussion gestellt werden: i) Durch
die Übersetzung von Wissenschaft und Wissenschaftspolitik in allgemein bekannte
gesellschaftliche moralische und soziale Bewertungs- und Interaktionszusammenhänge – z.B. der
Darstellung von Wissenschaft als „Sport“ – wird Komplexität reduziert und Anschlussfähigkeit
gesichert. ii) Durch die Kontextuierung abstrakter ethischer und wissenschaftlicher Fragen in
sozialen Verhältnissen zwischen konkreten Personen und Personengruppen wird Relevanz
erzeugt und der Leser – sei es als passiver Beobachter oder als fiktiver Teilnehmer – in einen
Interaktionszusammenhang inkludiert.