Wissenschaftliche und technische Fotografien in den Massenillustrierten
Alexander Gall
Wissenschaftliche und technische Fotografien in den Massenillustrierten um 1900
Als sich Ende der 1890er Jahre die „Berliner Illustrierte Zeitung“ und „die Woche“ auf dem
Markt durchsetzen konnten, verdrängten sie die Familienzeitschriften vom Typ der
„Gartenlaube“ schnell aus ihrer beherrschenden Stellung und trieben den Umbruch der deutschen
Presselandschaft weiter voran. Mit ihrer Konzentration auf Aktualität und Visualität erreichten
sie binnen kurzem ein Massenpublikum, dem sie wöchentlich ein breites thematisches Spektrum
an Fotografien boten. Von Beginn an befanden sich darunter regelmäßig Beiträge zu
Wissenschaft und Technik, die Unterhaltung und Belehrung zu verbinden versuchten. Unter den
Anforderungen moderner Massenpublizistik veränderte sich auch der Markt populärer
naturwissenschaftlicher Zeitschriften. Prototypisch zeigt sich dies bei dem seit 1904 in Stuttgart
erscheinenden „Kosmos“, der mit plakativer graphischer Gestaltung sowie einem großen Anteil
von Illustrationen und Fotografien vor dem Ersten Weltkrieg eine Auflage von über 100 000
Exemplaren erreichte. In diesem Wandel spiegelt sich auch ein sich veränderndes Verhältnis von
Wissenschaft und Öffentlichkeit, das, so die vorläufige Annahme, durch deren zunehmende
Kommerzialisierung und Medialisierung geprägt war.
Der Vortrag versucht zunächst den Stellenwert der fotografischen Wissenschafts- und
Technikberichterstattung in den Massenillustrierten aufzuzeigen. Daran anschließend steht das
Bildprogramm im Vordergrund, das die Massenillustrierten bei ihrer Präsentation von
Wissenschaft und Technik verfolgten. Dabei geht es zum einen um das Verhältnis von
Emotionalität, Aktualität und Ästhetisierung auf der einen Seite und Aufklärung auf der anderen.